Digital is blurring the lines

Nico Weckerle / Telekom

Nico Weckerle ruft – bei aller Technikbegeisterung – die Designer dazu auf, auch in Zukunft genau hinzuschauen. Nicht jede Technologie ist sinnvoll, nur, weil sie möglich ist. Designer müssen Verantwortung übernehmen – und dazu müssen sie sich gut ausbilden und ständig weiterbilden.

 

Die Digitalisierung unseres Alltags schreitet mit rasanter Geschwindigkeit voran. Medien berichten darüber, wie künstliche Intelligenz unsere Jobs in Zukunft streitig machen wird.

Von bis zu 50% aller Jobs weltweit ist hier bis zum Jahr 2030 die Rede.

Was bedeutet das für uns als Designer? Werden auch wir bald von Systemen ersetzt, die unsere Kunden besser verstehen als wir Menschen? Wird die künstliche Intelligenz Lösungen schaffen, welche all unsere Bedürfnisse erfüllen?

Bis diese Dystopie Wirklichkeit wird, werden noch Jahrzehnte vergehen. Differenzierungsmerkmale wie Emotion, Intuition und Kreativität die uns Menschen auszeichnet, sind nicht so einfach durch Algorithmen zu ersetzen.

Jedoch verändert der rasante Fortschritt selbstlernender Systeme auch die Arbeit des Designers radikal. Die enorme Geschwindigkeit, Präzession sowie die globale Vernetzung von Wissen durch die sich die Technologie auszeichnet, ermöglicht es unsere Arbeit weit aus effizienter zu gestalten als je zuvor. Hierzu gibt es schon sehr beeindruckende Ansätze (vgl. Adobe Sensei, Google Autodraw, AirBnB Sketching UIs), die letztlich alle das gleiche Ziel verfolgen:

Den Ideation Prozess so zu beschleunigen, dass der Weg von der Idee zum Prototypen maximal verkürzt wird. Dies wiederum schafft uns als Gestalter den Freiraum, die gewonnene Zeit für die Konzeption noch besserer Lösungen zu verwenden.

Der Fortschritt verändert aber auch die Problemstellungen, denen wir uns in Zukunft widmen müssen. Digitale Erlebnisse zu schaffen, ist, wonach viele Unternehmen streben. Somit haben sich auch viele Disziplinen um das Feld Mensch - Maschine Interaktion gebildet. User Experience Design, Motion Design, Digital Design sind nur einige dieser Disziplinen die heute stark gefragt sind. Primär geht es hierbei um Lösungen, die zumeist über eine grafische Oberfläche erlebbar gemacht werden.

Jedoch kommen ständig neue Interaktionsparadigmen ins Spiel, die auch diese Disziplinen vor neue Herausforderungen stellen. So ergeben sich für Designer im Kontext „Natural User Interfaces“, welche z.B. die Interaktion über Sprachdialoge einbeziehen, völlig neue Fragestellungen und Aufgaben, die es zu bewältigen gilt.

Die digitale Assistenz eines Unternehmens, wird durch den Einsatz von Voice Interfaces zum Sprachrohr einer Marke. Dies birgt Chance und Gefahr zugleich. So besteht zum einen die Möglichkeit, über Konversation eine weitaus persönlichere und emotionale Bindung zum Kunden aufzubauen. Die klassische Nutzerführung, wie sie bei grafischen Oberflächen akribisch ausgearbeitet wird ist jedoch bei Natural Interfaces nicht mehr vorhanden. Dies kann zu hoher Frustration beim Nutzer sorgen. Daher ist es notwendig, Dialoge so zu gestalten, dass die Intention einer Frage möglichst präzise erkannt werden kann. Zudem muss ein hohes Maß an Konzeptionsarbeit zur Bestimmung der Persönlichkeit und der Charakterzüge einer solchen digitalen Assistenz erfolgen um seiner Zielgruppe im Kontext gerecht zu werden.

So sind zum Beispiel die Definition des Wesens, Anrede, politische und ethische Grundhaltung aber auch persönliche Charakterzüge nur einige Beispiele, die es zu bestimmen gilt.

Die Aufgabe des Designers ist es genau hinzuschauen. Wie sehr, und in welchen Situationen, wünscht sich der Mensch eine Automatisierung und proaktives Handeln einer künstlichen Intelligenz? Hier gilt der Leitspruch, nicht alles was möglich ist, ist auch nützlich.

Um beim Fortschritt dieser spannenden Technologie nicht das Wesentliche zu vergessen – den Nutzen für den Menschen, ist es wichtig zu verstehen, worin sich Vorbehalte und Berührungsängste begründen, wie die erhobenen Daten unter Einhaltung der Privatsphäre eingesetzt und wie Interaktionen so gestaltet werden können damit sich der Mensch nicht an die Technologie, sondern Technologie an den Menschen anpasst.

Daher empfiehlt es sich, auch als Designer, sich außerhalb der ursprünglichen Expertise weiterzubilden. Dies betrifft vor allem die Bereiche Linguistik, Psychologie aber auch „Data Science“.